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„Zurück in die Zukunft“ mit E-Mobilität

0,7kW und ein Top-Speed von 10km/h waren die technischen Daten des ersten rein elektrisch angetriebenen Autos der Welt. Die umgebaute Kutsche des Coburger Ingenieurs Andreas Flocken stammte aus dem Jahr 1888. Aufgrund der fehlenden Reichweite und Leistung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber der E-Motor in Autos wieder verdrängt.


100 Jahre später verhalf das amerikanische Unternehmen Tesla dem E-Auto zu einem unglaublichen Comeback. Das Unternehmen von Gründer Elon Musk steht mittlerweile als Synonym für eine ganze Branche und hat mit seinen Entwicklungen den Automobilsektor revolutioniert. Die führenden europäischen Automobil-Player hatten zu Beginn den Trend völlig verschlafen. VW beispielsweise war lange mit dem Auffliegen des Abgasskandals beschäftigt hat sich aber neu ausgerichtet. Der Schlüssel zum Erfolg könnte der modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB) des mittlerweile größten Herstellers der Welt sein. Diese Plattform soll konzernweit zum Einsatz kommen, die Entwicklungskosten deutlich reduzieren und die Produktion der Autos vereinfachen. Auch bei der Batteriezelle hat der Wolfsburger Konzern die Entwicklungsarbeit erhöht, will eine einheitliche Lösung und setzt damit auf die Strategie des ehemaligen Start-ups aus dem Silicon Valley. Anleger sehen großes Potenzial der VW-Aktie, 50 Prozent hat die Aktie heuer schon zugelegt. Bis Ende 2022 sollen zirka 30 Milliarden Euro in Elektromobilität, autonomes Fahren und andere Zukunftstechnologien investiert werden, um bis 2025 eine jährliche Produktion von 3 Mio. Elektroautos sicherstellen zu können. Die Tagesschau hat sich Ende April mit dem „Wettkampf“ Tesla vs. VW beschäftigt.

Der Markt für E-Autos boomt weltweit, 2020 wurden allein in Deutschland fast 195.000 E-Autos zugelassen, im ersten Quartal 2021 waren es sogar schon 65.000 Stück. Einige Automobilhersteller experimentieren immer noch mit Alternativen zum Elektromotor, doch die E-Mobilität ist nicht mehr wegzudenken und aufzuhalten. Weltweit fahren bereits 10 Mio. E-Autos, alleine 3 Mio. kamen im Pandemiejahr 2020 dazu. Die Anzahl in Europa wurde verdoppelt und so liegt man erstmals vor China (1,4 Mio. vs. 1,2 Mio.). Elektrofahrzeuge sparen derzeit über den gesamten Zyklus von der Produktion bis zur Verschrottung etwa 20 bis 30 Prozent CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen, in Ländern mit umweltfreundlicher Stromproduktion sind es etwa 50 Prozent. In Norwegen waren 2019 schon 53 Prozent der angemeldeten Kraftfahrzeuge E-Autos (Deutschland 13,5 Prozent). Ziel ist es in Deutschland bis 2030 sieben bis zehn Mio. Elektrofahrzeuge zugelassen zu haben. In Norwegen soll ab 2025 kein Auto mehr zugelassen werden, dass Emissionen verursacht. Es gibt in Norwegen mehr als 10.000 öffentliche Ladestationen und es können mehr als 1.500 Autos zeitgleich geladen werden.


Die etablierten Automobilhersteller werden von Tesla unter Druck gesetzt, obwohl der US-Konzern pro Jahr „nur“ 500.000 Autos verkaufte, davon 16.000 Stück in Deutschland. Der Börsenwert von Tesla wird mittlerweile höher bewertet als Toyota, Volkswagen oder Renault. BloombergNEF rechnet, dass spätestens 2037 mehr E- als konventionelle Autos verkauft werden. Wie teslamag.de berichtet, soll das Tesla Model Y 2022 den Toyota Corolla als das meistverkaufte Auto der Welt ablösen.


Durch den Ausbau der Ladestationen quer durch Europa scheint auch das letzte Hindernis ausgeräumt zu werden, warum man zu herkömmlichen Fahrzeugantrieben wie Diesel oder Benzin greift. Auch das Argument der Reichweite ist schon längst überholt, fast alle Anbieter haben eine größere Reichweite als 200 km (siehe dazu ADAC-Test) und im Durchschnitt legt der deutsche Autofahrer 34km am Tag zurück.


Doch wer wird die Nummer eins am Markt werden? Der Pionier Tesla mit Visionär Elon Musk im Hintergrund, ein deutscher Automobilbauer wie etwa Volkswagen, der am 1. April im Zuge eines Aprilscherzes in Voltwagen umbenannt wurde oder doch ein Anbieter aus dem Osten? Ich selber bin ein E-Auto-Fan, benutze selber einen Kleinwagen für innerstädtische Termine und Kurzstrecken. Ich lege öfters Strecken von 700km und mehr am Tag zurück, da ist es leider noch immer schwierig (FAZ-Artikel über Reichweiten). Im Vorjahr konnte ich den Porsche Taycan testen, ein tolles Auto mit herausragenden Fahrleistungen. Eines ist für mich klar, die E-Technologie ist nicht mehr aufzuhalten.



Eine Alternative oder eine Ergänzung zum E-Auto könnte aus meiner Sicht Wasserstoff-Fahrzeuge eine wichtige Rolle spielen. Es handelt sich dabei auch um Autos mit einem rein elektrischen Antrieb bei der die benötigte elektrische Energie aus dem Wasserstoff bezogen wird. Damit wären sie flexiblere Fahrzeuge und mit einer größeren Reichweite ausgestattet. Es braucht aber die Herstellung von CO2-neutraleren Wasserstoff, den der aktuelle CO2-Fußabdruck ist noch deutlich zu hoch, die Produktion zu teuer und die Infrastruktur muss auch noch erheblich ausgebaut werden.



Im Jahr 2010 hat man für 2020 2,8 Mio. Wasserstoff-Autos prognostiziert, wie ein internationaler Auto-Experte auf Twitter gepostet hat. Man hat sich vor einer Dekade fast um genau diese Summe verschätzt, denn es waren 2020 nur 30.000 Stück.


BMW hat für 2022 ein Wasserstoffauto auf Basis des aktuellen X5 angekündigt. Opel will noch heuer 1.000 Vivaro Transport auf den Markt bringen. Beim Rüsselsheimer Unternehmen ist zur Zeit der Einsatz von Brennstoffzellen allerdings nur in leichten Nutzfahrzeugen geplant.


Es ist auf alle Fälle noch viel Forschung notwendig, denn die Technologie, die kurzfristig inneffizient ist, könnte auf lange Sicht der Gamechanger sein. Und vielleicht löst am Ende des Tages ein dritter Ansatz das Mobilitätsthema.

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